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Zur Rolle von Bibliotheken bei der Erarbeitung, Bereitstellung und Bewahrung digitaler Editionen
(2023)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Werkzeuge, Infrastrukturen und Dienstleistungen Bibliotheken für die Erarbeitung, Bereitstellung und Bewahrung digitaler Editionen anbieten können. Dazu wird sich dem Thema zunächst anhand des aktuellen Forschungsstandes sowie einer kurzen Abhandlung über Definitionen, Entwicklungen und Begrifflichkeiten angenähert. Dann werden – die Schritte bei der Erstellung einer digitalen Edition entlanggehend – die bereits etablierten Standards, vorhandene Angebote mit konkreten Beispielen sowie Best Practices vorgestellt und daraus Ansatzpunkte für Servicemöglichkeiten abgeleitet. Die Analyse basiert sowohl auf der Forschungsliteratur zum Thema als auch auf den Webseiten von Universitäts- und Forschungsbibliotheken sowie weiterer Akteure aus diesem Bereich. Die Arbeit zeigt, dass Bibliotheken in nahezu allen Phasen digitaler Editionsprojekte unterstützend tätig sein können. Diese Beteiligung am Prozess kann sehr unterschiedlich ausgestaltet sein und von diversen Beratungsleistungen über die Bereitstellung von Tools und Infrastrukturen bis hin zur vollständigen Übernahme einzelner Arbeitsschritte reichen. Bibliotheken können so eine in den Digital Humanities noch nicht eindeutig von einem bestimmten Akteur besetzte Rolle einnehmen und es als Chance nutzen, ihre Position an der eigenen Forschungseinrichtung und für die Forschung insgesamt zu stärken. Neben den finanziellen und personellen Ressourcen stellt jedoch vor allem die Komplexität des Themenbereichs eine große Herausforderung dar.
Insbesondere Forschende von Einrichtungen in Ländern des Globalen Südens haben bis vor zwanzig Jahren unter Zugangsbeschränkungen zu aktuellen Forschungsergebnissen, in Form hoher Subskriptionsgebühren wissenschaftlicher Fachzeitschriften, gelitten. Mit der Budapester Open Access Initiative von 2002 wurde die Hoffnung auf eine Verbesserung der Zugangsverhältnisse sowie der Wahrnehmung von wissenschaftlichen Publikationen aus Ländern des Globalen Südens geweckt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, am Beispiel Kolumbiens als ein Land des Globalen Südens, zu untersuchen, ob positive Auswirkungen der Open Access-Maßnahmen auf den Publikationsoutput wissenschaftlicher Erkenntnisse, den Zugang zu Literatur und die Wahrnehmung des Publikationsoutputs empirisch belegbar sind. Dazu wird die folgende Forschungsfrage gestellt: Welche Auswirkungen haben die Open Access-Maßnahmen Kolumbiens auf die Zugangsmöglichkeiten kolumbianischer Autor:innen zu Artikeln impact-starker Zeitschriften und die Wahrnehmung kolumbianischer Publikationen von 2002 bis 2022 gehabt? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine quantitative Literaturstudie in der Datenbank Scopus zum Publikationsoutput Kolumbien von 2002 bis 2022 durchgeführt. Speziell wurden Daten in Bezug auf die Entwicklung des Open Access-Publikationsaufkommens Kolumbiens inklusive und exklusive internationaler Mehrautor:innenschaften erhoben. Zusätzlich wurden die Daten der Referenzen und die Zitationsrate der meistzitierten kolumbianischen Open Access-Veröffentlichungen ermittelt sowie der Anteil der kolumbianischen Publikationen in den Referenzen des meistzitierten, internationalen Publikationsaufkommens von 2002 bis 2022 gemessen und im Hinblick auf das zeitliche Auftreten von Open Access-Maßnahmen interpretiert.
Die ergriffenen Open Access-Maßnahmen Kolumbiens innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte korrelieren mit einer kontinuierlichen Wachstumsrate des Open Access-Publikationsaufkommens sowie einem erhöhtem Zugang zu Artikeln impact-starker Zeitschriften und einer gestiegenen Wahrnehmung des kolumbianischen wissenschaftlichen Publikationsoutputs. Aufgrund der zum Erstellungszeitpunkt der vorliegenden Arbeit kürzlich beschlossenen nationalen Open Science Policy werden weiterführende Studien zur Auswirkung auf den Publikationsoutput Kolumbiens empfohlen.
Die vielfach geforderte Open-Access-Transformation ist noch lange nicht abgeschlossen. Da meist Universitäten Treiber dieser Transformation sind, stellt sich die Situation an Fachhochschulen oft anders dar. Ihr Fokus liegt stärker auf Lehre und Anwendung als auf der reinen Forschung, weswegen ihre Publikationsaktivität wesentlich geringer ausfällt. Derzeit ändert sich dieses Bild jedoch durch einen Ausbau des akademischen Mittelbaus an vielen Fachhochschulen, wodurch nicht zuletzt mit einer Verstärkung der Publikationstätigkeit zu rechnen ist. Diese Arbeit untersucht, wie sich die nun dringend auch an den Fachhochschulen nötige Open-Access-Transformation fördern lässt. Dazu werden nach Möglichkeit bereits vorhandene Dienstleistungen und Infrastrukturen zur Förderung des Open Access vorgestellt und wie sie auf die Besonderheiten und Bedarfe von Fachhochschulen angepasst werden können.