@phdthesis{Sievers2014, type = {Bachelor Thesis}, author = {Merle Sievers}, title = {Aufruf zur Lynchjustiz? Zur Rolle sozialer Netzwerke bei kriminalistischen Ermittlungen}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:79pbc-2014030640}, pages = {54}, year = {2014}, abstract = {Soziale Netzwerke spielen heutzutage eine immer gr{\"o}{\"s}ere Rolle im Leben vieler Menschen, die Nutzerzahlen steigen t{\"a}glich. Auch die Polizei nutzt soziale Netzwerke, insbesondere Facebook und Twitter, zunehmend f{\"u}r ihre eigenen Ermittlungen, da sich {\"u}ber diese eine breite {\"O}ffentlichkeit schnell erreichen l{\"a}sst. Parallel dazu kam es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Aufrufen in sozialen Netzwerken, die zur Lynchjustiz gegen (vermeintliche) Straft{\"a}ter aufforderten. In dieser Arbeit wird untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Ph{\"a}nomenen gibt und worin dieser gegebenenfalls besteht. Dazu werden zun{\"a}chst Begrifflichkeiten und die rechtlichen Grundlagen von Lynchjustiz gekl{\"a}rt. Anschlie{\"s}end wird dargelegt, wie die Polizei soziale Netzwerke derzeit f{\"u}r ihre Ermittlungsarbeit nutzt. Dabei werden die Vor- und Nachteile derartiger Fahndungsmethoden aufgezeigt. Des Weiteren wird die Entstehung von Gruppendynamik in sozialen Netzwerken erkl{\"a}rt, wodurch sich in manchen F{\"a}llen ein Mob formieren kann, der sp{\"a}ter zum Ausgangspunkt eines Lynchaufrufes wird. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Betrachtung des theoretischen Modells der drei Handlungskomponenten von Social-Web-Praktiken nach Jan Schmidt, das in seinen einzelnen Aspekten auf die Entstehung von Lynchaufrufen im Netz angewendet wird. Die Anwendung zeigt, dass soziale Netzwerke psychologisch und strukturell g{\"u}nstige Voraussetzungen f{\"u}r die Entstehung eines Lynchaufrufes aufweisen. Durch emotionale Distanz und gef{\"u}hlte Anonymit{\"a}t, welche in sozialen Netzwerken leicht entstehen, sinkt zus{\"a}tzlich die Hemmschwelle des Einzelnen, sich an einem Aufruf zur Lynchjustiz zu beteiligen. Der Rolle der Polizei im Entstehungsprozess von Lynchaufrufen bleibt unklar. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sie mit ihrer Aktivit{\"a}t in sozialen Netzwerken einen indirekten Impuls gibt sowie den Nutzern eine Art Legitimation f{\"u}r die Aufrufe zur Lynchjustiz vermittelt. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse wird deutlich, dass sich das Verst{\"a}ndnis des geltenden Rechtsprinzips in der Gesellschaft verschiebt. Die zunehmenden Aufrufe zur Lynchjustiz sind eine Folge davon. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden schrittweise anhand von zwei exemplarischen Fallbeispielen belegt: die T{\"a}tersuche der Polizei in Emden im Mordfall Lena (2012) und der FBI-Fahndung nach den Attent{\"a}tern vom Boston-Marathon (2013). Abschlie{\"s}end wird kurz Ausblick darauf genommen, welche Gefahren sich aus den aufgezeigten Aspekten f{\"u}r den Rechtsstaat ergeben und was eventuell getan werden k{\"o}nnte, um diese einzud{\"a}mmen.}, language = {de} }